Der Holzbau in Deutschland ist eine wachsende und zukunftsorientierte Branche, die sich mit den Herausforderungen des Klimawandels, der Ressourcenknappheit und der Wohnraumversorgung auseinandersetzt. Dabei kann die Denkweise des Kaizen, die aus dem japanischen Handwerk und der Automobilindustrie stammt, eine wichtige Rolle spielen. Kaizen bedeutet „ständige Verbesserung“ und zielt darauf ab, die Qualität, die Effizienz und die Kundenzufriedenheit zu steigern, indem man Probleme an der Wurzel erkennt und löst.
Toyoda Sakichi der Schreiner
Die Geschichte des Kaizen beginnt mit Toyoda Sakichi, einem Schreiner und Erfinder, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Er entwickelte eine Reihe von Webstühlen, die sich durch hohe Präzision und geringen Materialverbrauch auszeichneten. Er erfand auch das Konzept des Jidoka, das heißt, dass eine Maschine automatisch stoppt, wenn ein Fehler auftritt. Dies vermeidet Ausschuss und Verschwendung und ermöglicht es den Arbeitern, sich auf andere Aufgaben zu konzentrieren.
Vom Vater zum Sohn
Toyoda Sakichi war der Vater von Toyoda Kiichiro, dem Gründer von Toyota Motor Corporation. Er übernahm die Prinzipien seines Vaters und baute sie zu einem umfassenden Produktionssystem aus, das als Toyota-Produktionssystem oder Lean Production bekannt wurde. Dieses System basiert auf zwei Säulen: Jidoka und Just-in-Time. Just-in-Time bedeutet, dass nur das produziert wird, was vom Kunden benötigt wird, wann es benötigt wird und in der richtigen Menge. Dies reduziert Lagerbestände, Transportkosten und Durchlaufzeiten.
Das Toyota-Produktionssystem, kurz TPS
Das Toyota-Produktionssystem hat viele Anhänger in verschiedenen Branchen gefunden, die von seiner Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Kundenorientierung profitieren wollen. Auch im Holzbau gibt es Beispiele für die Anwendung von Kaizen-Prinzipien, wie z.B. das Buch „2 Second Lean“ von Paul A. Akers. Er beschreibt, wie er sein Unternehmen FastCap, das Werkzeuge für den Holzbau herstellt, mithilfe von Kaizen transformiert hat. Er fordert seine Mitarbeiter auf, jeden Tag eine Verbesserung von zwei Sekunden in ihrem Arbeitsablauf zu finden und umzusetzen. Dies führt zu einer kontinuierlichen Verbesserungskultur, die die Mitarbeiter motiviert und das Unternehmen wettbewerbsfähiger macht.
Kaizen ist nicht gleich Kaizen
Kaizen ist jedoch kein Patentrezept, das man einfach kopieren kann. Es erfordert ein tiefes Verständnis der eigenen Prozesse, der Kundenbedürfnisse und der Mitarbeiterperspektiven. Es erfordert auch eine ständige Überprüfung der Ergebnisse und eine Bereitschaft zur Anpassung an veränderte Bedingungen. Deshalb ist es wichtig, sich von Experten beraten zu lassen, die Erfahrung mit Kaizen haben und die kulturellen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland berücksichtigen können. Eine solche Expertin ist Mari Furukawa-Caspary, die als Kaizen-Beraterin für verschiedene Unternehmen tätig ist. Sie warnt vor „schwarzen Schafen“ in der Beraterwelt, die Kaizen als Modeerscheinung oder Schnelllösung verkaufen wollen.
Fazit
Kaizen ist eine Denkweise, die im Holzbau in Deutschland viel bewirken kann. Sie kann dazu beitragen, dass die Branche ihre Qualität verbessert, ihre Kosten senkt und ihre Kundenzufriedenheit erhöht. Sie kann auch dazu beitragen, dass die Branche nachhaltiger wird, indem sie den Holzverbrauch optimiert, den CO₂-Ausstoß reduziert und den Klimawandel bekämpft. Kaizen ist kein Ziel, sondern ein Weg. Es kommt nicht darauf an, wie groß oder klein die Verbesserungen sind, sondern dass man überhaupt beginnt.